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Pferde Tierisches

Natürliche Pferdehaltung – Auf den Spuren des Steppentieres Pferd

11. Mai 2023

Natürliche Pferdehaltung – Geht das überhaupt? Um die natürlichen Bedürfnisse der Pferde in der heutigen Zeit ausreichend zu befriedigen, ist es wichtig, sich mit dem Ursprung der Pferde auseinanderzusetzen. Dieses Wissen bildet die Grundlage für eine artgerechte Haltung und Fütterung.

Deshalb wollen wir uns in diesem Blogbeitrag mit den Fragen beschäftigen, wo Pferde eigentlich herkommen, wie ihre natürliche Lebensweise normalerweise aussieht und was wir Menschen aktiv tun können, um unseren Pferden einen optimalen Lebensraum zu schaffen! 

Natürliche Pferdehaltung - Auf den Spuren des steppentieres Pferd

Die Grundbedürfnisse des Pferdes

Rund 60 Millionen Jahre reicht die Geschichte des Pferdes zurück, wobei die Menschen erst vor einigen tausend Jahren begannen, aus den einstigen Steppenbewohnern systematisch Haus- bzw. Nutztiere zu machen und sie zu züchten. Aber fangen wir einfach mal an:

Darmsanierung beim Pferd

Das natürliche Verhalten der Pferde zu kennen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen, um eine natürliche Pferdehaltung und auch einen artgerechten Umgang zu ermöglichen. Jeder, der die Verantwortung für diese wundervollen Tiere übernehmen und sie so lang wie möglich gesund erhalten möchte, sollte über diese Themen umfassend informiert sein!

Daher sind in diesem Zusammenhang Kenntnisse über die Entwicklungsgeschichte und die damit verbundene ursprüngliche Nahrungsaufnahme bzw. die Ernährungsgewohnheiten des Pferdes unausweichlich. 

Der Grundstein für ein gesundes und leistungsfähiges Pferd wird durch die Nahrung bzw. das Futter gelegt. Das Pferd wurde in seiner langen Entwicklungsgeschichte vom laubfressenden Waldtier zum Steppentier.

Das richtige Futter - Ernährungsgewohnheiten der Pferde

Dem saisonalen Nahrungsangebot entsprechend, ernährte das Steppenpferd sich vor allem von rohfaserreichem und energiearmem Futter.

Diese Pferde verbrachten natürlicherweise den Großteil des Tages damit zu fressen, ca. 18 Stunden täglich. Die übrigen Stunden dösten, schliefen oder spielten sie. 

In der wilden Natur müssen die Pferde teilweise sehr weite Strecken zurücklegen, um an die nächste Futterquelle zu gelangen. Pferde sind also fast den ganzen Tag in Bewegung. Meist in einer kontinuierlichen und langsamen Schrittbewegung.

Natürliche Pferdehaltung

Durch diese Art der Fortbewegung werden der Bewegungsapparat gesund erhalten und die Hufe auf natürliche Weise abgenutzt.

Der Magen des Pferdes ist im Verhältnis zur Gesamtgröße des Tieres relativ klein und hat im Durchschnitt ein Fassungsvermögen von nur 12-14 Litern. Zudem ist er begrenzt dehnfähig. 

Das natürliche Nahrungsangebot des wilden Pferdes heute besteht hauptsächlich aus kargen Gräsern. Aber auch Kräuter, Blätter von Büschen und Bäumen, sowie Hölzer und Beeren stehen auf dem täglichen Speiseplan.

Diese Vielfalt können wir unseren Pferden im Stall und auf eingezäunten Wiesen heutzutage oftmals nicht bieten…

Pferde brauchen für einen gesunden Magen-Darm-Trackt eine kontinuierliche Futterzufuhr, da der 2-teilige Magen pausenlos Säure produziert. Kommt nicht genug Futter in den Magen, fängt die Säure an den Magen anzugreifen und es kommt z.B. zu Magengeschwüren, oder einer löchrigen Darmwand (Leaky-Gut-Syndrom).

Pferde sind also tatsächlich Dauerfresser und ihr gesamtes System ist darauf ausgelegt, über den ganzen Tag verteilt kleinere Mengen Futter aufzunehmen. 

Möchtest du also ein gesundes und vitales Pferd haben, solltest du dich wirklich ausführlich mit dem Thema „natürliche Pferdefütterung“ auseinandersetzen, denn wie oben schon erwähnt, ist eine artgerechte Fütterung die wichtigste Basis der Pferdegesundheit. 

Mit den Ernährungsgewohnheiten der Wildpferde als Vorbild, haben wir einen fundierten und sehr umfangreichen Blogartikel zu diesem Thema verfasst. Hier erfährst du, wie du die Grundbedürfnisse deines Pferdes so naturgetreu wie möglich abdecken kannst: 

👉🏻 Die natürliche Pferdefütterung – So fütterst du dein Pferd gesund! 

Das Pferd als Flucht- und Herdentier

Ein weiterer, wichtiger Punkt, um unseren Pferden eine natürliche Lebensweise zu ermöglichen, ist das Verständnis über das Pferd als Flucht und Herdentier. 

Schauen wir uns dieses Verhalten also wieder bei den Wildpferden an:

Durch die Änderung klimatischer Verhältnisse, veränderte sich auch die Bodenbeschaffenheit und der einstige Vielzeher wurde zum Einzeher (Huf).

Natürliche Pferdehaltung

Mit der Entwicklung des einzehigen Pferdehufes wurde das Pferd gleichzeitig in seinem ganzen Körperbau (Stockmaß) größer. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Flucht vor einer Gefahr, z. B. einem Raubtier, dem Pferd schon damals als beste Verteidigungsform diente.

Die anatomischen Voraussetzungen waren bestens für die Flucht in einer relativ offenen Landschaft, sprich der Steppe, geeignet.

Vor allem die Sinnesorgane, also Augen, Ohren und Nase, sind beim Pferd besonders gut ausgeprägt. So können sie schnellstmöglich Gefahren erkennen und entsprechend darauf reagieren. 

Aber auch andere Körperfunktionen wie der Atmungsapparat, das Herz-Kreislauf-System oder die sogenannte Speichermilz sind für eine schnelle Flucht entwickelt. Pferde können den Herzschlag eines anderen Pferdes über eine Entfernung von etwa 1,5 Metern hören und Wahrnehmen. 

Beschleunigt sich also der Herzschlag eines Pferdes aus der Herde aus irgendeinem Grund, zum Beispiel aus Angst, wird dieses Signal sofort auf die Herde übertragen und ermöglicht so eine enorm schnelle Fluchtreaktion! 

Pferde gehören aufgrund ihrer Fluchttiereigenschaften insgesamt eher zu den ängstliche Tieren. 

Übertragen wir dieses Verhalten einmal auf unsere moderne Welt – Pferde sind nicht für unsere menschliche Welt geschaffen. Sie birgt so viele potenzielle Gefahren: Autos, Traktoren, Häuser, Hunde, Pferdanhänger, Führanlagen… Aus Sicht des Pferdes bedeuten viele dieser Dinge den sicheren Tod! 

Also ist es unsere Aufgabe die Pferde, die gezwungenermaßen bei uns Menschen leben, zu beschützen und ihnen unsere Welt einfühlsam zu erklären. 

Das Scheuen, sich erschrecken und flüchten wollen, in einer potenziell gefährlichen Situation, stellt aus Sicht des Pferdes demnach eine völlig natürliche Reaktion dar. Erst wenn keine „Fluchtmöglichkeit“ besteht, beginnt ein Pferd, sich durch Ausschlagen, Steigen oder auch Beißen zu verteidigen.

Mit diesem Hintergrundwissen über das Fluchttier Pferd möchten wir mehr Bewusstsein und vor allem Verständnis für die natürlichen Reaktionen unserer domestizierten Pferde schaffen. Feinfühligkeit und eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit sind das, was dein Pferd in solchen Situationen sehr zu schätzen lernt! 

Pferde sind aber nicht nur Fluchttiere, sondern vor allem Eines: Herdentiere und hoch soziale Lebewesen! 

Natürliche Pferdehaltung

Pferde verfügen als Herdentiere über ein ausgeprägtes Sozialleben. Das Leben in der Gruppe bzw. Herde bietet dem Fluchttier viele Vorteile: Zahlreiche Augen- und Ohrenpaare können Gefahren schneller und besser ausmachen.

Ranghohe Tiere, Leithengst und Leitstute, wachen zudem über die gesamte Herde und führen sie zu neuen Futterstellen und Wasser. 

In einer Wildpferdeherde leben mehrere Generationen in friedlicher Zusammenkunft. Die jungen Fohlen lernen ihr Sozialverhalten von den älteren Pferden und andersherum halten die jungen Hüpfer die älteren Pferde aktiv und vital. 

Hengste und Stuten haben gleichermaßen ihre Berechtigung und ihre speziellen Aufgaben! Sozialkontakte als solche sind für Pferde ein wesentlicher Bestandteil des Zusammenlebens: 

Dabei ist das Knüpfen von Freundschaften genauso wichtig, wie das Klären der Rangordnung. Pferde, die sich gut verstehen, betreiben dann auch Körperkontakte (z.B. Fellpflege) oder zeigen Spielverhalten.

Das Wälzen oder Scheuern gehört zum sogenannten „Komfortverhalten“, also Aktivitäten, die unmittelbar der Körperpflege zugeordnet werden können. 

Komfort-, und Sozialverhalten sind aber eng miteinander verknüpft. So kann z.B. das Wälzen über den Wälzplatz eines anderen Pferdes eine Klärung der Rangordnung sein. Auch das Äppeln über den Haufen eines anderen Pferdes markiert den Status in der Herde.  

Die Entwicklung des Pferdes zum "Haustier"

Um aus Wildpferden Haustiere zu machen, fing der Mensch immer wieder kleinere Gruppen Wildpferde und sperrte sie ein. Dort wurden die Pferde dann mit Futter und Wasser versorgt, um sie sozusagen vom Menschen „abhängig“ zu machen. 

Es wurden nur Pferde behalten, die sich umgänglich zeigten und leichter „zahm“ wurden. Das bezeichnet man auch als „Domestikation“.

Unter dem Begriff Domestikation versteht man Veränderungsprozesse bei Wildtieren, die vom Menschen über Generationen hinweg von ihrer ursprünglichen bzw. der Wildform gehalten wurden und sich somit zum Haustier entwickelten.

Das äußere Erscheinungsbild und die Förderung des Charakters wurden durch gezielte Selektion und Zucht erreicht. So entstanden die verschiedenen Pferderassen, basierend auf den Merkmalen der jeweiligen Wildpferdart.

Die verschiedenen Pferdetypen

Heute unterscheidet man Pferde grundlegend in verschiedenen Typen:

  • Großpferde,
  • Kleinpferde bzw. Ponys.

Groß- und Kleinpferde können zudem noch in Kaltblüter, Warmblüter und Vollblüter eingeteilt werden.

Aus dieser groben Einteilung in verschiedene Pferdetypen gehen dann die einzelnen Rassen hervor, z. B. Quarter Horses, Lipizzaner, Haflinger oder Trakehner.

Jede Pferderasse hat neben den pferdetypischen auch rassetypischen Eigenschaften und bestimmte äußerliche Merkmale.

Zudem erfolgt eine Unterscheidung der Rassen in den Nordpferdetyp und den Südpferdetyp:

Die Nordpferde stammen aus Kaltklimazonen und sind sogenannte Ansatztypen (tendenziell leichtfuttrig, also oft gute Futterverwerter). Typische Vertreter dieses Pferdetyps sind z. B. Ardenner, Shire-Horse, Norweger, Noriker, Isländer oder Connemara.

Die Südpferde dagegen stammen aus warmen Klimazonen und sind sogenannte Atmungstypen (tendenziell schwerfuttrig, also oft schlechtere Futterverwerter). Typische Rassen sind z. B. Hannoveraner, Trakehner, Englisches oder Arabisches Vollblut.

Diese Einteilung und Zuordnung hilft uns Menschen, die natürliche Pferdehaltung ganz individuell auf unser Pferd anzupassen. 

Heutige Pferdehaltung

Aus all den oben genannten Erkenntnissen über die natürliche Lebensweise der Wildpferde ergeben sich für die heutige Pferdehaltung viele Konsequenzen für den richtigen Umgang mit Pferden, ihrer Haltung, Fütterung und somit auch der Gesunderhaltung.

Welche verschiedenen Haltungsformen gibt es?

Im Folgenden schauen wir uns die verschiedenen Haltungsformen mit ihren Vor- und Nachteilen an.

Vorab ein Hinweis: Nicht jede Haltungsform ist für jedes Pferd geeignet! Es gibt durchaus Pferde, die gerne draußen schlafen, wiederum andere möchten nachts in ihrer eigenen Box schlafen.

Hier gilt: Beobachte Dein Pferd, wie es sich verhält. Wenn Du merkst, dass die aktuelle Haltungsform nicht zu seinem Bedürfnis passt, darfst Du etwas verändern. 

Boxenhaltung

Boxenhaltung ist eine Form der Pferdehaltung, die uns allen bekannt ist:

Darmsanierung beim Pferd

Die Pferde stehen hierbei in einer einzelnen Box. Diese können unterschiedlich groß und verschieden ausgestattet sein, je nach den Bedürfnissen und Ansprüchen der Pferde und ihrer Besitzer.

Boxenhaltung hat sowohl Vor- als auch Nachteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde. Einige schauen wir uns hier einmal gemeinsam an:

Vorteile:

🔺 Schutz vor Witterungseinflüssen – In einer Box sind die Pferde vor Regen, Wind, Kälte oder Hitze geschützt. Sie können sich jederzeit trocken und warm halten

🔺 Sie sind „immer“ sauber 😄

🔺 Minimierung des Verletzungsrisikos – Durch die begrenzt zur Verfügung stehenden Fläche haben Pferde in der Box ein wesentlich geringeres Verletzungsrisiko, als auf der Weide

🔺 Ruhe und Privatsphäre – In einer Box haben die Pferde ihre eigene Ruhezone, in der sie sich entspannen und erholen können. Sie müssen sich nicht mit anderen Pferden um Futter oder Platz streiten 

Nachteile:

🔺 Mangelnde Bewegung – In einer Box haben die Pferde wenig Möglichkeiten, sich frei zu bewegen. Muskelabbau, Gelenkprobleme, Verdauungsstörungen oder Langeweile können durch die mangelnde Bewegung begünstigt werden.

🔺 REM-Schlafmangel – Oftmals sind die Boxen viel zu klein, sodass die Pferde keine ausreichende Fläche zum Hinlegen haben. Das führt dazu, dass sich Pferde vermehrt in ihrer Box festliegen, oder sich gar nicht erst hinlegen. Wenn die Pferde sich zu unwohl fühlen, um sich hinzulegen, kann das zu einem REM-Schlafmangel und dadurch bedingten körperlichen, wie psychischen Symptomen führen. 

🔺 Mangelnder Sozialkontakt – Pferde sind soziale Wesen und vor allem Herdentiere. In einer Box sind die Pferde von ihren Artgenossen isoliert. Das kann zu Stress, Angst oder Verhaltensstörungen führen

Natürliche Pferdehaltung

🔺 Hoher Arbeitsaufwand In einer Box muss regelmäßig ausgemistet und mit dem passenden Einstreu eingestreut werden. Dies erfordert viel Zeit und Geld

🔺 Schlechtes Stallklima – Durch staubiges Einstreu, mit Pestiziden belastetes Stroh und die Fäkalien entsteht in der Box bei mangelnder Pflege oft eine sehr schlechte Luftqualität. Diese kann sich sehr negativ auf die Atemwege deines Pferdes auswirken. Außerdem bietet das warme, feuchte Einstreu einen idealen Nährboden für Bakterien, Pilze und andere pathogene Keime, die dein Pferd zusätzlich belasten 

🔺 Hufgesundheit – Durch die mangelnde Bewegungsfähigkeit in der Box kann die Hufpumpe, die in jedem Huf vorhanden ist, nicht richtig funktionieren. Sie ist sozusagen das Herz des Hufes und für die Aufrechterhaltung des Kreislaufes innerhalb des Hufes zuständig. Wenn die Hufpumpe ihrer Arbeit nicht nachkommen kann, kann das Hufbeschwerden wie z.B. Strahlfäule, Abszesse aber auch Rehe etc. fördern 

Eine Anmerkung am Rande: Hufbeschwerden wie oben beschrieben, entstehen vor allem durch nicht artgerechte Fütterung. Neben der Anpassung der Haltung sollte daher auch immer eine Futterumstellung auf natürliche Fütterung erfolgen.  

Achtung! Klar sollte sein, dass jedes Pferd – egal ob Sport- oder Freizeitpferd – täglich ausreichend Auslauf an frischer Luft, frisches Wasser, ausreichend Raufutter und Kontakt zu Artgenossen braucht.

Offenstallhaltung

Im Gegensatz zur Boxenhaltung leben Pferde in einer Offenstallhaltung prinzipiell die ganze Zeit draußen.

Natürliche Pferdehaltung

Durch einen großen, überdachten Stall oder beispielsweise ein Weidezelt haben sie die Möglichkeit, sich nach Bedarf zurückzuziehen und sich vor Wind und Wetter zu schützen.

Eine Haltung im Offenstall hat vor allem den Vorteil, dass die Pferde sich nach ihrem Ermessen frei bewegen können.

In der „klassischen“ Offenstallhaltung leben die Pferde meist in einer Herde von mehreren Pferden. Diese Herden können wiederum geschlechtergetrennte, oder gemischte Gruppen sein.

Vorteile:

🔺 Bewegungs- und Sozialverhalten – In einem gut konzipierten Offenstall können die Pferde ihren natürlichen Bedürfnissen nach Bewegung, Sozialkontakt und Erkundung nachgehen

🔺Allgemeine Gesundheit – Durchblutung und Stoffwechsel werden durch die vermehrte Bewegung angeregt und gefördert. Durch das permanente Leben an der frischen Luft und der Konfrontation mit verschiedenen Witterungsbedingungen, kann sich ein gesundes Immunsystem entwickeln

🔺 Mentale Gesundheit – Die Pferde haben weniger Stress, Langeweile und Verhaltensprobleme. Sie haben ein ausgeglicheneres Temperament, eine höhere Lernfähigkeit und oftmals eine bessere Beziehung zum Menschen

Nachteile:

🔺 Bewegungsverhalten – Oftmals sind Offenställe so konzipiert, dass alle Stationen „auf einem Platz“ zu finden sind. Somit bewegen sich die Pferde kaum, um zum Beispiel zum Futter oder zum Trinken zu gelangen.

🔺 Gesunderhaltung – Pferde brauchen tendenziell mehr Futter, Wasser und Pflege, vor allem im Winter, um gesund zu bleiben

🔺 Rangordnung – Durch das Füttern an einem Platz haben es rangniedrige Pferde oft schwer ans Futter zu kommen. Hier muss unbedingt eingegriffen werden, um eine Unterversorgung und Mangelernährung zu vermeiden. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel mehrere Fressplätze einzurichten

Paddock-Trail

Neben der klassischen Offenstallhaltung gibt es mittlerweile weitere Abwandlungen, die das Leben der Pferde noch artgerechter gestalten sollen.

Natürliche Pferdehaltung

Zwei beliebte Formen des Offenstalls sind hier der Paddock Trail und der Aktiv- bzw. Bewegungsstall, auch als Laufstall für Pferde bekannt. 

Ersteren schauen wir uns jetzt einmal genauer an:

Angelehnt an die natürliche Lebensweise der Wildpferde werden die Pferde in einer Gruppe auf einem weitläufigen Gelände gehalten, welches als „Wanderpark“ angelegt ist. Das bedeutet, es gibt verschiedenen kleine Stationen für Futter, Wasser, Schutz und Beschäftigung.

Die Pferde können sich frei bewegen und entscheiden, wann und wo sie fressen, trinken, ruhen oder spielen wollen.

Dabei müssen sie sich zwangsläufig bewegen, um z.B. zur nächsten Futterstation oder zur Tränke zu kommen. Das bietet viele Vorteile für die Gesundheit und das Wohlbefinden der Pferde.

Vorteile:

🔺 Bewegungsverhalten & allgemeine Gesundheit – Die Pferde haben viel Bewegung und Abwechslung, was ihre Muskulatur, Kondition und Koordination fördert und das Risiko für Erkrankungen wie Koliken, Hufrehe oder Arthrose verringert

🔺Sozialverhalten – Sie haben vermehrt Sozialkontakt und können ihre natürlichen Verhaltensweisen wie Rangordnung, Kommunikation und Spiel ausleben. Das stärkt ihre Psyche, ihr Selbstvertrauen und reduziert gleichzeitig Stress und Langeweile

🔺Hufgesundheit – Wenn auf einem Paddocktrail verschiedene Böden angeboten werden z.B. Kies, Sand, Beton etc. verbessert das nebenbei sogar die Hufbeschaffenheit der Pferde 

Nachteile:

🔺Räumliche Möglichkeit – Für einen Paddocktrail braucht man ein großes bis sehr großes Grundstück und die entsprechenden Genehmigungen, besonders wenn größere Herden gehalten werden sollen. Das ist nicht immer vorhanden

🔺Kosten – Die Errichtung, Unterhaltung und Pflege einer solchen Anlage kostet vor allem Geld. Um Zäune, verschiedene Futterstationen, Unterstände, Spielgegenstände etc. anzuschaffen, muss man erstmal einiges ausgeben. Auch die Instandhaltung sollte in regelmäßigen Abständen kontrolliert werden. Aber es lohnt sich!

🔺 Zeit – Die Pflege und Instandhaltung des Trails, insbesondere der verschiedenen Untergründe, Zäune, Unterstände und Futterstationen erfordert viel Zeit, Aufwand und Mühe

Aktiv-Stall

Wie oben schon erwähnt ist die zweite beliebte Form des Offenstalls der Aktivstall. Doch was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem Paddocktrail und einem Aktivstall?

Natürliche Pferdehaltung

 

Der größte Unterschied zwischen Aktivstall und Paddock Trail sind die moderneren, automatisierten Fütterungsprozesse.

Pferde, die in einem Aktivstall leben, können sich hier mit Hilfe eines Chips, der beispielsweise als Fußband, oder Halsband getragen wird, portionsweise ihr Futter abholen.

Anders als beim Paddock Trail, bei dem an verschiedenen Stationen, kleinere Portionen Futter deponiert werden.

Vorteile:

🔺 Allgemeine Gesundheit – Durch die ständige Bewegung und das Fressen von kleinen Portionen über den Tag verteilt werden typische Erkrankungen wie Übergewicht, Koliken, Hufrehe oder Atemwegsprobleme vorgebeugt oder verbessert

🔺 Wohlbefinden Die Pferde können ihren natürlichen Instinkten folgen, sich mit Artgenossen austauschen und ihre Umwelt erkunden. Das fördert ihre mentale und emotionale Balance und reduziert Stress und Langeweile.

🔺Individualität – Jedes Pferd hat seine eigenen Vorlieben, Bedürfnisse und Charaktereigenschaften. Auch was das Futter angeht. In einem Aktiv Stall kann hier noch gezielter darauf eingegangen und z.B. bei der Fütterung auf spezifische Bedürfnisse noch konkreter Rücksicht genommen werden.

Nachteile:

🔺 Kosten – Ein Aktiv Stall ist in der Anschaffung und im Unterhalt teurer als z.B. eine Boxenhaltung. Es müssen mehr Fläche, Technik und Personal zur Verfügung stehen und stets gepflegt werden

🔺 Aufwand – Ein Aktiv Stall erfordert mehr Planung, Organisation und Kontrolle als eine Boxenhaltung. Ebenso wie beim „normalen“ Offenstall und dem Paddocktrail müssen die Futterstationen, die Tränken, die Wege und die Zäune regelmäßig überprüft und gewartet werden.

🔺 Höheres Verletzungsrisiko – Durch das ständige Tragen des Bandes mit dem Chip und das mögliche Durchqueren enger Schleusen, besteht die Gefahr, dass die Pferde hängenbleiben und sich dadurch schwer verletzen können. Ein Risiko, das ich persönlich nicht eingehen möchte.

Reine Weidehaltung

Reine Weidehaltung ist – neben der reinen Boxenhaltung –  eine der immer mehr „aussterbenden“ Haltungsformen, da sie nicht den ursprünglichen Bedürfnissen der Pferde entsprechen. 

Natürliche Pferdehaltung

Bei der reinen Weidehaltung, stehen die Pferde das ganze Jahr über auf der Wiese und haben keinen Zugang zu einem Stall. 

Deshalb ist es wichtig, dass die Pferde ausreichend Möglichkeit haben, sich unterzustellen, z.B. in Form von Bäumen, Weidezelten etc.).

Nun schauen wir uns aber mal die Vor- und Nachteile der reinen Weidehaltung an.

Vorteile:

🔺 Bewegungsverhalten – Die Pferde können sich frei bewegen, was sowohl ihrem Bewegungsapparat, als auch ihrem Stoffwechsel zugute kommt

🔺 Sozial- und Komfortverhalten – Die Pferde können draußen in der Herde ihr natürliches Sozial- und Komfortverhalten ausleben

🔺 Mentale Gesundheit – Die Pferde sind weniger anfällig für Langeweile, Stress und Verhaltensprobleme

Nachteile:

🔺 Einseitige Ernährung – Wie wir bereits im Artikel Natürliche Pferdefütterung festgestellt haben, ist eine reine Weidehaltung bzw. das ausschließliche Füttern der Pferde mit Gras nicht artgerecht, denn der Stoffwechsel und die Verdauung der Pferde sind auf Raufutter „spezialisiert“. Die meisten Wiesen werden mit fruktanreichem Kuhgras beweidet, was für den Verdauungstrakt unserer Pferde extrem schädlich ist

🔺 Weidepflege – Durch das durchgehende Beweiden müssen die Flächen aufwendiger gepflegt werden z.B. durch untermulchen oder absammeln, das Entfernen von Giftpflanzen, sowie das Düngen und neu Aussähen

Es gibt bestimmt noch viel mehr Gründe für oder gegen eine reine Weidehaltung. Für mich persönlich ist aber der wiegende Nachteil die nicht artgerechte Versorung. Und das, obwohl ich früher der Meinung war, es gäbe keine bessere Haltungsform als diese…

Was nehmen wir daraus mit? Es gibt nicht DIE eine ideale Haltungsform für alle Pferde.

Jedes Pferd hat – neben den Grundbedürfnissen – auch seine individuellen Bedürfnisse, was unter anderem eben auch die Haltungsform betrifft.

Klar ist: Die grundlegenden Bedürfnisse eines Pferdes, wie ausreichend gutes Raufutter, sauberes Trinkwasser und soziale Kontakte, müssen erfüllt sein, damit es langfristig gesund und zufrieden ist.

Haltungsformen im Vergleich - Zeitbudget

Große Abweichungen von den Grundbedürfnissen führen auf kurz oder lang zwangsläufig zu körperlichen oder psychischen Erkrankungen unserer Vierbeiner…

Natürliche Pferdehaltung

Wie wir weiter oben schon festgestellt haben, müssen die meisten Tiere in moderner Pferdehaltung häufig auf natürliche Gegebenheiten verzichten, die das gesamte System des Pferdes normalerweise von Natur aus stabil und stark machen würden.

Die Grafik zeigt einen Vergleich des Zeitbudgets eines Camargue-Pferdes, also eines französischen Wildpferdes und eines Pferdes in Boxenhaltung. 

Das Wildpferd kann seine Zeit frei und instinktiv einteilen, wohingegen ein Pferd in Boxenhaltung seine Zeit von den jeweiligen Menschen eingeteilt bekommt. 

Der Mensch entscheidet hierbei wie oft das Pferd etwas zu fressen bekommt, wann und wie oft sich das Pferd bewegen darf, wie häufig es Sonnenlicht sieht, oder mit anderen Artgenossen in Kontakt treten darf. 

Die prozentuale Verschiebung der unterschiedlichen Tätigkeiten zeigt, wie unnatürlich eine solche Haltungsform für unsere Pferde eigentlich ist… 

Wir sollten also versuchen die Haltung unserer Pferde möglichst so anzupassen, dass die verschiedenen Aktivitäten von der Zeiteinteilung her möglichst nah an die eines Wildpferdes herankommen. So erhältst du Körper, Geist und Seele deines Pferdes langfristig gesund!

Thermoregulation - Braucht mein Pferd wirklich eine Decke?

Dieses Thema gehört wohl zu den meist umstrittensten in der Pferdeszene… Lasst uns also etwas tiefer in dieses sehr wichtige Thema einsteigen:

Natürliche Pferdehaltung

Pferde entwickelten in der Wildnis, aufgrund der damals relativ großen Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht, eine hervorragende Thermoregulation.

Die Thermoregulation, die bis heute besteht, ermöglicht es wild lebenden Pferden, sich an  gravierende Temperaturunterschieden zwischen Tag und Nacht anzupassen.

Doch welche Mechanismen nutzt das Pferd hierfür?

🔸Das Fell – Das Pferd bildet im Herbst ein dichtes und langes Winterfell, das es vor Kälte schützt. Das Fell kann durch feine Muskeln aufgestellt werden, um ein isolierendes Luftpolster zu bilden. Je mehr Fettreserven das Pferd hat, desto weniger Fell benötigt es

🔸 Das Fett – Das Pferd legt im Herbst bis zu 20 Prozent Gewicht zu, um eine isolierende Fettschicht zu bilden. Fett ist dreimal so isolierend wie anderes Gewebe und bedeutet auch zusätzliche Energie für den Stoffwechsel

🔸 Die Durchblutung – Das Pferd kann die Durchblutung seiner Haut und seiner Extremitäten regulieren, um Wärme abzugeben oder zu speichern. Bei Kälte werden die Blutgefäße verengt, um den Wärmeverlust zu verringern

🔸 Die Verdauung – Pferde brauchen im Winter mehr Raufutter, vor allem Heu, um ihren Energiebedarf zu decken. Raufutter im Dickdarm zu verdauen erzeugt Wärme, die den Körper von innen heraus heizt. Der Dickdarm ist quasi eine „eingebaute Heizung“ und wandelt 30 Prozent des Raufutters in Wärme um

🔸 Die Bewegung – Das Pferd bewegt sich im Winter mehr als im Sommer, vorausgesetzt es hat die Möglichkeit dazu, um seine Muskeln zu aktivieren und Wärme zu produzieren. Von der Muskelenergie werden 35 Prozent in Bewegung umgewandelt, der Rest wird für Wärme aufgewandt

Diese Mechanismen sorgen dafür, dass das Pferd Temperaturen von -20 Grad sehr gut aushalten kann.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Die Wohlfühltemperatur von Pferden zwischen 5 und 15 Grad, also deutlich niedriger als die des Menschen. Wenn wir Menschen frieren, fühlen sich Pferde noch pudelwohl.

Natürliche Pferdehaltung

Eine Decke ist daher für ein gesundes und natürlich gehaltenes Pferd nicht nötig und kann sogar schädlich sein. Sie stört die natürliche Thermoregulation des Pferdes, indem sie das Fell platt drückt, die Durchblutung behindert und das Schwitzen fördert.

Außerdem kann eine nicht passende Decke auch schlimme Scheuerstellen oder Hautprobleme verursachen. Zudem verliert das Pferd durch eine Decke seine natürliche Schutzschicht gegen Regen und Wind.

Hinzu kommt, dass Pferde einen relativ hohen Bedarf an Sonnenlicht haben. Sie benötigen es für bestimmte Stoffwechselprozesse, z.B. der Herstellung des „Sonnenvitamins“ D3 in der Haut. Dieses dient der Gesunderhaltung unserer Pferde. Nicht nur der Körper, sondern auch das Gemüt eines Pferdes – ähnlich wie bei uns Menschen- wird maßgeblich von der Aufnahme von Sonnenlicht beeinflusst, aber das nur am Rande.

Sowohl in der (reinen) Boxenhaltung als auch beim Tragen einer Decke können die Pferde oftmals nicht ausreichend Sonnenlicht über ihre Haut aufnehmen. Folglich kommt es dadurch zu Stoffwechselstörungen, aber auch Verhaltensauffälligkeiten und psychischen Erkrankungen.

Ein gesundes Pferd braucht also keine Decke, sondern eine artgerechte Haltung mit einer natürlichen Ernährung (ausreichend Raufutter!), Bewegung, viel Tageslicht und einem wetterfesten Unterstand. So kann es seine Thermoregulation optimal nutzen und gesund durch den Winter kommen.

Ausgenommen hiervon sind alte und kranke Pferde, die es nicht mehr schaffen, die erforderliche Menge an Raufutter aufzunehmen. Hier kann man das Pferd mit einer PASSENDEN Decke unterstützen. 

 
 

Fazit

Natürliche Pferdehaltung – Die Wildpferde machen es vor! Die Ansprüche an eine artgerechte Pferdehaltung sind vielleicht höher als gedacht, aber mit entsprechenden Kenntnissen eigentlich nicht schwer umzusetzen. Der Blick in die Natur hilft uns stets dabei. 

Der Artikel zeigt, dass körperliche sowie psychisch/seelische Probleme und „Problemverhalten“ zu einem sehr hohen Prozentsatz auf Fehler in der Fütterung, Haltung, Aufzucht, Ausbildung und Nutzung zurückgeführt werden können.

Ein Pferd kann nur gute Leistungen bringen – egal ob Freizeitmäßig, im Sport oder bei der Arbeit – wenn seine Grundbedürfnisse erfüllt sind! 

Durch artgerechte Haltung und natürliche Ernährung können wir unter anderem Krankheiten vorbeugen, ja sogar eliminieren und die natürlichen Bedürfnisse unsere Vierbeiner einfach und natürlich befriedigen. 

An dieser Stelle vielleicht noch mein persönliches Fazit:

Ich habe selbst mit meinen beiden – jetzt drei – Pferden verschiedene Haltungsformen durch. Von reiner Weidehaltung im Sommer, im Winter nachts in der Box, über ganzjährig tagsüber draußen und nachts in der Box, zu aktuell einem Paddock Trail mit stundenweiser Beweidung.

Festgestellt habe ich dabei vor allem eines: Meine Pferde möchten nicht mehr eingesperrt sein. Sie haben sich so daran gewöhnt in ihrer kleinen Herde von 5 Pferden ganz draußen zu leben, dass das ihr „Non-Plus-Ultra“ ist. Ich habe sie selten so vital und glücklich erlebt wie aktuell.

Was ich damit sagen will: Hör auf Dein Pferd. Es sagt dir ganz genau, was es möchte, was ihm guttut und was nicht. Wir dürfen anfangen, darauf zu vertrauen, dass unsere Pferde genau wissen was sie tun. Das haben sie schon immer und das wird auch so bleiben, denn genauso wie wir, haben sie ihren inneren „Kompass“.

Leider haben wir Menschen verlernt unserem eigenen Kompass zu vertrauen. Egal ob es dabei um uns, unsere Gesundheit oder unsere Pferde und deren Gesundheit geht.

Dahin dürfen wir jetzt langsam wieder zurückkommen!

Also, worauf wartest du noch?

Lass uns gemeinsam die Welt der Pferde verändern und zurück zu ihrem Ursprung kommen. Für Dein Pferd. Für Dich. Für Uns.

Deine Jacky 

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